Endspiel

21. August 2008

Blaue Stunde im Olympic Green
Blaue Stunde im Olympic Green 

Nein, ich war nicht dabei beim Halbfinale der Hockeyherren. Zumindest nicht in der Phase, in der alle fast gestorben wären vor Aufregung. Nur die ersten 25 Minuten und dann bin ich weiter zur Leichtathletik, denn wenn schon das Jahr und der Ort andere sind, dann müssen doch die Abläufe gleich bleiben. Wie schon in Athen verzichte ich auf das Halbfinale und lasse mir das Hockeyergebnis ins Olympiastadion simsen. Da ist es nicht so spannend wie beim Hockey, aber auch sehr unterhaltsam.

Das Licht der Welt
Das Licht der Welt 
Unser Anne
Unser Anne 
Wagner, Sailer, Möllinger, Tschirch
Wagner, Sailer, Möllinger, Tschirch 

Ich finde nämlich die Flamme. Dazu muss man zu den besseren Plätzen absteigen und dann sieht man sie. Wahrscheinlich hat Herzog & de Meuron die Fackel einfach bei der Planung vergessen, so unmotiviert wie die da am Dach angeflanscht ist.

Es gibt heute die 4 x 100m-Staffeln Männer und Frauen und Anne Möllinger hat ihr Olympiadebut.

Bei den Männern lassen im ersten Lauf vier Staffeln den Stab fallen, darunter die USA. Im 2. Lauf schmeißen auch die Briten den Stab weg und plötzlich ist Deutschland im Endlauf.

Auch Anne kommt in den Endlauf, weil die USA-Frauen ihren männlichen Kollegen nicht nachstehen wollen und den dritten Wechsel versauen. Die beiden Amis auf den Plätzen neben mir sind danach verschwunden. An dieser Stelle muss ich mich über die deutschen Trikots beschweren: die sind auf die Entfernung überhaupt nicht zu erkennen. Ich habe den 3. Staffelplatz der Frauen nicht gesehen, obwohl ich über der Ziellinie sitze. Bitte wieder das klassische weiß/rot, von mir aus ein wenig schwarz.

Uli simst mir aus dem Hockeystadion erst ein „1:1 verlängerung“, dann „7m-Schießen“ und zuletzt nur noch „jaaaa“. Damit ist alles klar: ich kann die Leichtathletikkarte für Samstag ohne schlechtes Gewissen vertickern.

Endzeit
Was passt noch in den Koffer?
Was passt noch in den Koffer? 

Ich mag kein Badminton mehr sehen, kein Turmspringen und auch kein Frauen-Gewichtheben mehr. Ich kann keine Toasts mehr riechen und von Snickers habe ich genug. Die tägliche U-Bahn-Route Hepingmeng, Qianmen, Chongwenmen, Dongdan, Dengshikou, Dongsi, Zhangzizhonglu, Beixinqiao, Yonghegong Lama Temple, Hepingli Beijie, Hepingxiqiao, Huixixijie Nankou, Huixixijie Beikou bis Datunlu East (und zurück) kann ich im Schlaf fahren und mein Gehirn projeziert eigenständig Jia you-Sprechchöre auf mein Trommelfell.

Drei der vier Seiten unseres Wettkampfplanes sind abgearbeitet, es folgt nur noch das Schaulaufen der Meister. Kultur ist erledigt, jetzt wird nur noch eingekauft. Im Olympic Flagship Store, im Freundschaftsladen, im Seidenmarkt. Hier triffst du mehr Athleten, als bei der Eröffnungsfeier. Die Russen und alle Afrikaner decken sich umfänglich mit gefälschten Adidas und Nikes ein. Vor dem Markt sind extra VIP-Parkplätze für die Olympic Family eingerichtet und die schwarzen Audis stehen Schlange.

Nudelsuppe: da muss sie rein!
Nudelsuppe: da muss sie rein! 

Ich freue mich auf eine Leberwurstsemmel, besser noch ein Leberwurst-Vollkornbrot, auch wenn ich meinen Frieden mit der chinesischen Küche geschlossen habe. Fairerweise muss ich zugeben, dass die Unregelmäßigkeiten in der Nahrungsbeschaffung eher am komplexen Zeitplan und den langen Transfers lag, als am Angebot. Wobei ich nicht erwartet hätte, dass das chinesische Lokal, so es in unserer Nähe liegt, strenge Öffnungszeiten hat (11 bis 14 Uhr und 17 bis 22 Uhr). Ich war der Meinung, dass hier alles rund um die Uhr geöffnet hat. Da sieht man, wohin der Fortschritt führen kann.

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