Deutschland – USA 4:2, keine Skorpione, viel Regen

14. August 2008

Wenns hier regnet, dann meist richtig
Wenns hier regnet, dann meist richtig 

Ich sag noch zu den Mandarinen: „heut' sind wir im Fernseh“, denn die Kamera ist die ganze 2. Halbzeit auf uns gerichtet. Eigentlich auf Yvonne Frank und Lina Geyer, die beiden Hockeyfrauen, die bei Verletzung einer Stammspielerin nachnominiert werden dürfen, denn die sitzen neben mir. Und ausgerechnet heute ist mein schwarzes Trikot in der Wäsche. Und ich kriege einen Platz in der ersten Reihe und lasse meine gute Kamera im Hotel! Blöd das.

Das Spiel ist um 10.30 Uhr und das lässt uns Spielraum für die Tagesgestaltung. Heute müssen die Skorpione dran glauben! Kaum ist das Spiel mit 4:2 gewonnen beginnt es aber zu regnen, nachdem wir beim Spiel fast wegtranspiriert waren. Unten am Spielfeld steht die Luft.

Hockeyfans, made in China
Hockeyfans, made in China 
Warm-up Show
Warm-up Show 
Haben die Trikots selbst gewaschen
Haben die Trikots selbst gewaschen 
Haben die Trikots nicht gewaschen
Haben die Trikots nicht gewaschen 

Glaubts mir: wir wollten wirklich die Fressstraße aufsuchen, bleiben aber zum Glück im Olympic Store hängen, denn augenblicklich geht ein Unwetter los, das unsere Pläne wegschwemmt. Wir trennen uns, denn ich habe ziemlichen Nachholbedarf bezüglich chinesischem Essen und die Mandarinen wollen unbedingt bei KFC einkehren. So sprinte ich aus dem Olympic Store über die Straße (siehe großes Bild oben) in den Olympic Superstore, wo natürlich die Hölle los ist und das nicht nur, weil es draußen regnet. Ich kaufe eine Olympiaflagge, die ich Fanny mitgeben will, damit die Mannschaft unterschreiben kann. Das entsprechende Athen-Exemplar hängt übrigens derzeit im Holiday Park in Hassloch. Aber dann endlich essen und dazu der nächste Spurt in die Oriental Plaza Mall (die ich gestern noch als Pacific irgendwas bezeichnet habe, sorry).

Praktisch: nur auf die Bilder deuten
Praktisch: nur auf die Bilder deuten 
Und genau so siehts aus.
Und genau so siehts aus. 

Ich hatte mir gestern schon ein Lokal mit Sezchuan-Küche ausgesucht, die der Kenner wegen seiner Schärfe schätzt. Ich bin kein Kenner und habe das Lokal vielmehr ausgesucht, weil die Speisen sehr deutlich abgebildet sind. Ich sage euch: das hilft enorm, du brauchst aber auch die englische Beschreibung, denn ich China versteht man sich darauf, die hässlichsten Innereien und alles außen rum schön anzurichten („Was heißt denn eel?“). Ich bestelle Sautéed Pork Sechuan Style, Dumplings, Reis und ein Yanjing Bier. Sieht sehr scharf aus, ist scharf, schmeckt genial. Und kostet keine 9 Euro.

Analoger Medaillenspiegel
Analoger Medaillenspiegel 

Die Chinesen haben in den letzten Tagen gelernt, zu schreien (Jia you), die Welle zu machen, Fähnchen zu schwenken, ja, sogar sich Fahnen umzubinden. Sie werden es nicht mehr schaffen, die Sportarten und ihre Spielregeln zu verstehen, aber eines hat von Anfang an prächtig geklappt: der Medaillenspiegel. Den gibts überall und hat den Vorteil – seit wir vorne mit dabei sind – dass wir jederzeit merken, wenn aus deutscher Sicht etwas passiert.

So, Hockeyspiele gewinnen und scharf essen, das kann's doch noch nicht gewesen sein. Ist es auch nicht und ich spreche nicht von meinem ersten Anfall an Kaufrausch in den Olympic Stores (ich glaube sehr, dass einige Dinge bald ausverkauft sein werden). Nein, ich spreche von der

Peking Oper
Der Gelbe ist Wu Kong, der Affenkönig
Der Gelbe ist Wu Kong, der Affenkönig 

In unserem Hotel ist das Liyuan Theater, berühmt für seine Peking-Oper-Aufführungen. Das lasse ich mir nicht entgehen und darauf habe ich mich wirklich gefreut. Pekingoper ist eine Kunstform, in der es feste Charaktere und sehr viel Symbolik gibt. Und schrille Töne. Ich zahle also 39 Euro (gleichzeitig bisher die größte Ausgabe hier in Peking) und sitze dafür in der ersten Reihe. Es gibt Tee, Knabberzeug und ich trinke einen Local White Wine, der sehr local ist und es nicht in Welt schaffen wird. Los geht's um 19.30 Uhr mit „Autum River“, in der es eine Viertelstunde nur darum geht, dass eine Nonnenschülerin einen Fährmann überredet, ihrem Geliebten hinterherzufahren. Hat mir aber trotzdem gut gefallen.

Beide im gleichen Boot
Beide im gleichen Boot 
Nur nicht die Balance verlieren
Nur nicht die Balance verlieren 

Danach das zweite Stück „Eighteen Arhats Fighting Wu Kong“, das ausschließlich in der Aneinanderreihung von verschiedenen Kampfszenen besteht. Ist in manchen Szenen eine wenig wie Dick und Doof, mehr Boulevardtheater und der Affenkönig lässt auch ab und zu seinen Stock fallen, aber bitte, kann passieren. Vielleicht bin ich zu anspruchsvoll. Dass das Ganze dann schon nach einer Stunde zu Ende ist, finde ich allerdings happig. „Arhat“ ist übrigens ein religiöser Titel für einen vollendeten buddhistischen Heiligen, der vollständig Gier, Hass und Verblendung abgelegt hat – sagt Wikipedia.

MannheimBejing2008 powered by InterConnect