Endlich angekommen

15. August 2008

Bei 1,3 Milliarden Chinesen fühlt man sich ständig beobachtet
Bei 1,3 Milliarden Chinesen fühlt man sich ständig beobachtet 

Heute bin ich endlich in Peking angekommen. Auf dem Heimweg vom Laoshan Velodrom suche ich mir irgendein Restaurant aus und bestelle Nudeln mit Fleisch sowie Lilienwurzeln und Staudensellerie, was als Gemüse gereicht wird. Als ich auf die Straße trete, sehe ich den Vollmond und die Sterne und es ist fast wie in den alten Athenzeiten. Heute war strahlend blauer Bilderbuchhimmel, sicherlich von der Partei verordnet, aber uns solls recht sein. Das heißt aber auch: raus in die Stadt und Skorpione essen, wenigstens für mich, denn Silvi und Carmen haben das gestern schon erledigt, bevor sie ins Deutsche Haus gefahren sind.

Die Spieße werden erst noch heiß gemacht
Die Spieße werden erst noch heiß gemacht 
Und dann beißt man hinein
Und dann beißt man hinein 

Skorpione kann man essen, muss man aber nicht. Schmeckt wie Pappe, ist zäh und zudem zu teuer (1,80 EUR pro Spieß). Schätze, das isst nur der Tourist, wobei die Mädels meinen, gestern wären die Tiere knuspriger gewesen. Was soll's. Jetzt haben wirs gemacht und damit gut.

In der Fußgängerzone sprechen mich Ralf und Christian an, die Ringerfreunde aus Lichtenfels in Oberfranken, die Ihr bereits von deren Gästebucheinträgen kennt. Die beiden wollen zum Bahnrad und ich schließe mich an. Wir haben keine Karten und es stellt sich heraus, dass der Schwarzmarkt ziemlich stressig ist. Ein Araber macht den großen Chef und will 1000 Yuan für eine Karte, das sind 100 EUR. Das zahlt eigentlich niemand. Ralf erwischt ein Ticket für 100 Yuan, mir hält eine Chinesin eine Karte vor die Nase, ich reagiere nicht schnell genug und ein junger Chinese drückt ihr 100 in die Hand und schnappt sich das Ticket. Am Ende überlässt mir Ralf seine Karte und er und Christian fahren weiter und versuchen beim Fechten ihr Glück. Danke Ralf, das war sehr sportlich und großzügig, vor allem, weil – und ich schwöre, dass ich das nicht gewusst habe – nicht nur Verena Jooß am Start ist, sondern auch die deutsche Sprintmannschaft, die Bronze holt.

Das Laoshan Velodrome
Das Laoshan Velodrome 
Verena Jooß, 3000m Einerverfolgung
Verena Jooß, 3000m Einerverfolgung 

Es ist echt bitter. Die Halle ist wieder nicht ganz voll und draußen hocken enttäuschte Menschen und können nicht rein. Die Chinesen haben wie immer keine Ahnung, aber das Olympiaerlebnis will ich ihnen schon gönnen.

Die Engländer werden beim Bahnradfahren richtig zuschlagen, wie ich heute sehen kann, denn sie gewinnen die Qualis bei der Einerverfolgung Herren und Damen und den Mannschaftssprint. Und wie. Verena dagegen bricht in ihrem Lauf komplett ein und fährt eine völlig indiskutable Zeit von 3.44,48 Minuten. Ich telefoniere kurz mit ihr aber sie steht vor einem kompletten Rätsel. Es gibt keinerlei Erklärung. „Eine 3.44 (Minuten) fahre ich normalerweise mit Nasenbohren“, so ihr Kommentar.

Die Einsamkeit nach einem verhauenen Rennen: Verena beim Ausfahren
Die Einsamkeit nach einem verhauenen Rennen: Verena beim Ausfahren 

Überraschenderweise machen es die so arg gerupften Herren besser und kämpfen im Teamsprint die Australier in der letzten halben Runde nieder und holen Bronze. Ich nehme stark an, dass dieses Rennen grad 30 mal im Fernseh kommt, weshalb ich euch nicht beschreiben muss, wie Teamsprint geht, gell.

Aah, was ein Tag und schon wieder Mitternacht. Ich sollte mal noch in den Biergarten auf unserem Dach gehen und den Mond anschauen. Ja, das mache ich!

Andere Länder, ... Folge 4
 

Der Chinese liebt seine Schirme, auch wenn er sie oft verheddert, wenn nicht gleich zerstört, was wiederum sehr leicht passieren kann, denn es handelt sich um Billigschirme aus China. Und weil seine Liebe so umfassend und unbedingt ist, trägt er den Schirm auch bei schönem Wetter. Dafür habe ich aber auch noch keinen Chinesen mit Sonnenbrand gesehen.

MannheimBejing2008 powered by InterConnect