Olympischer Alltag

13. August 2008

1:1 gegen Belgien. Das geht schon noch besser
1:1 gegen Belgien. Das geht schon noch besser 

Langsam hat sich alles eingespielt. Ich weiß, nach was ich beim Frühstück suchen muss. Jeder fährt sein Programm und wir treffen uns einfach irgendwo, um gemeinsam den sportlichen Teil zu bestreiten. Das Damenprogramm ist heute Verbotene Stadt, ich schreibe, wie Ihr an Tag 5 seht. Treffpunkt ist das Oriental Plaza, eine Mall, die so lang ist, dass sie zwei U-Bahn-Stationen hat und die die Rettungsinsel für alle Olympiatouristen zu sein scheint.

Die Hockeyherren bekleckern sich am Abend beim 1:1 gegen Belgien nicht mit Ruhm und bieten den deutschen Fans kein Erfolgserlebnis. Hinter der Tribüne spricht mich Dured an, den Ihr aus dem Gästebuch kennt. Dured und sein Spezi haben nicht nur eine 4 Meter große Deutschlandfahne ins Stadion geschmuggelt (verboten, wegen unzulässiger Größe) sondern auch ein ebenso mächtiges Berlin-Banner (geht gar nicht, wegen „Flaggen nicht teilnehmender Nationen“). Ich habe heute mein MannheimBeijing2008-Shirt an (das Trikot musste in die Wäsche) und so findet mich auch Torsten, der über Laos und Vietnam Anlauf auf Peking genommen hat und mit dem ich mich per Mail verabredet hatte.

Der Schwarzmarkt kommt in Schwung. Man diskutiert noch, ob es besser ist, früh zu kommen oder spät, auf jeden Fall solltet Ihr keine Phantasiepreise zahlen und den Deal nur machen, wenn der Verkäufer die Karte bei sich hat. Im Hockeystadion wird wild getauscht, geht auch gut, weil die wenigsten ihre zwei Spiele pro Session anschauen. Und da kann man – bevor man geht – doch seine Karte auch verschenken, besser noch tauschen, denn für die U-Bahn braucht man ein Ticket.

Und warum sind die Stadien leer? Weil viele alle Vorrundenkarten einer Sportart gekauft haben – vor der Gruppenauslosung – und nun, wieder wie wir, zwei Drittel der Karten übrig haben? Weil die schönsten Plätze großzügig bemessen für die Olympic Family reserviert sind? Weil Kontingente in den über 200 NOKs verdunsten? Ich halte nichts von Verschwörungstheorien, wobei es definitiv so ist, dass freie Blocks von Soldaten (?) aufgefüllt werden.

Torsten, Sportexperte und Globetrotter
Torsten, Sportexperte und Globetrotter 
Chinesen mögen deutsche Fans
Chinesen mögen deutsche Fans 
Freie Plätze für Athleten und Offizielle
Freie Plätze für Athleten und Offizielle 

Zwei Sätze zu unseren chinesischen Freunden: ich glaube, die freuen sich ganz arg über Olympia und sind freudig überrascht, dass das tatsächlich auch passiert, dass echte Touristen kommen, mit Fahnen und Trikots, die singen und klatschen. Das finden die entzückend und fotografieren uns wie wild. Und der Westler, der nach einem Tag nicht auf mindestens einem chinesischen Fotochip drauf ist, der war nicht draußen. Ja, wir mögen sie.

Das Problem mit den chinesischen Volunteers ist, dass die eine Software am Laufen haben, die sie ausschließlich stereotype Sätze sagen lässt: „Beware of the thief“, „Thank you for your cooperation“ oder „Enjoy the match“. Das hat (siehe Bericht gestern) aber den Vorteil, dass man sie leicht irritieren kann, weil sie keinen Plan B haben. Befolgt man die Anweisungen nicht, dann wissen sie nicht, wie sie reagieren sollen. War aber in Athen auch schon so. Sehr schön ist auch die Mahnung, sich doch hinzusetzen bei der Nummer „Steht auf, wenn Ihr für Deutschland seid ...“. Zum Glück regeln solche Dinge die Fans der Nationen untereinander. Auch die beliebte Blockbildung. Ich glaube, dass heute niemand auf seinem regulären Platz saß und vielleicht nur zwei eine Karte für diesen Block besaßen.

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